Die Provence zu lieben ist keine besondere Kunst. Kaum wo schmeckt der Sommer so herrlich nach Rosé, wie an jenem Ort, wo er angebaut wird, kaum wo ist die Luft so erfüllt von einer würzig-salzigen Prise und das Meer so klar, changierend in seinen schönsten Farben – Grün, Türkis, Blau. Zum dritten Mal zog es uns im heurigen August an dieses ausgewählt schöne Fleckchen Erde, diesmal als „petite famille“ mit unserer knapp fünfjährigen Tochter Linda. Familienurlaube sehen anders aus. Man plant anders. Man reist anders. Man genießt anders. Aus diesem Grund teilten wir uns schon die Fahrtstrecke auf annehmbare zwei Häppchen auf und machten im italienischen Vicenza Station. Dort nächtigen wir immer im Hotel „Vergilius“, das modern, komfortabel und mit einem netten Pool ausgestattet ist. Die Preise sind zudem moderat. Gleich gegenüber liegt ein Golfclub mit einem feinen Restaurant. Aber auch in unmittelbarer Nähe befinden sich kleine Lokale, die bei den Einheimischen beliebt sind – mit gutem Grund.
Next Stop Outlet in Alessandria
Für die zweite Weghälfte sollte man unbedingt einen Stopp in der Mutter aller Outlets in Alessandria einplanen. Dort befindet sich das erste und größte Arthur-Mc- Glen-Outlet Europas. Ein Traum für alle, die schöne Dinge lieben – von Gucci, über Moncler, Prada, Etro … Einfach alles da. Und wenn man im August kommt, dann erwischt man noch das Sale-Finale und mit Glück das ein oder andere sehr sehr preiswerte Teil. Eine Herausforderung fürs Börserl, zumal ein nicht ganz günstiges Urlaubsland noch vor einem liegt. Think o it! Gelingt eh nicht. Dann geht es den Berg hinab, endlose Kurven bis nach Genua und auf der Autobahn dann der Küste entlang, sehr lang Richtung Frankreich. Dieses Stück zieht sich und man sollte für das Kind auf der Rückbank genügend Spiele bereithalten, das Tablet gut gefüllt haben und selbst über eine Fülle an Fingerspielen, Kinderliedern und Ich-Seh-Ich-Seh-Varianten verfügen. Ein Zwischenstopp? Ja, warum nicht. Wenn Sie San Remo noch nicht kennen. Das ist einen Abstecher und Espresso auf jeden Fall wert.
Antibes ist Südfrankreich pur
Für uns ging es diesmal vorbei am Grimaldi-Glanz von Monte Carlo und am Charme der Promenade des Anglais von Nizza weiter nach Antibes. Dieses malerische Städtchen gleicht jenem so berühmten etwas südlicher gelegenen Fischerdörfchen Saint Tropez in vielerlei Hinsicht, hat jedoch einen entscheidenden Vorteil: Es ist viel entspannter dort. Wow-Jachten ankern auch hier im Hafen. Wir hatten das Glück Blicke auf jene der Königsfamilie von Katar zu erhaschen und fragten uns völlig verblüfft: „Das ist kein Passagierschiff?“. Aber Antibes zwingt einen nicht zu Queen-Bee-Attitudes und Permanent-Bauch-Einzugs-Mechanismus. Es ist einfach nur unwiderstehlich französisch. Wir hatten uns erstmals gegen ein Hotel und für air-bn-b entschieden. Eine gute Wahl. Wir landeten in einer charmanten kleinen Wohnung mitten in der Altstadt, zwei Minuten vom Picasso-Museum und vom Marché Provençal entfernt, fünf Gehminuten von einem kleinen Sandstrand, der perfekt (und leider auch sehr beliebt) für Familien ist. Sündteure Boutiquen sucht man in Antibes vergeblich, dafür findet man nette kleine magasins, bestückt mit den prominenten Botschaftern der Region – Lavendel und Rosé. Einfach nur formidable!
Entspannt wie die Destination lief auch unser Urlaub ab. Lange schlafen (so lange das mit Kind möglich ist), ausgedehnt frühstücken mit frischem Obst und Gemüse vom Marché (c’est très bon). Dann ab auf den Strand – zweimal ein Quadratmeter-Quartier mit Sonnenschirm aufbauen und vor Sand und ungebetenen Gästen schützen. Die große Zehe des Nachbarn ist nie weiter als maximal zehn Zentimeter entfernt. Und nach dem 15. (Ferragosto) überhaupt nur mehr fünf Zentimeter. Denn ab diesem Nationalfeiertag der Italiener, fallen selbe in Südfrankreich ein, wie die Hornissen. Ja, man glaubt es kaum, denkt, die hätten eh so viel schöne Strande zuhause. Nein, sie gehen offensichtlich mit Vorliebe in Frankreich baden.
Dank Auto waren wir auch bei unserer dritten Südfrankreich-Reise mobil und fassten deshalb einige Ausflüge ins Auge. Das gestaltet den Aufenthalt bunt und abwechslungsreich und verhindert eine Art Urlaubsroutine. So besuchten wir die Parfum-Hauptstadt Grasse, ein lieblicher Ort, wo es an jeder Ecke nur so duftet und kleine, herzige Geschäfte einen nur so anlocken. Besonders fasziniert waren wir von Monsieur Gourmande (Farandole Gourmande) und seiner Patisserie: Was hier wie winzige Kunstwerke aus Porzellan aussah, war höchste Backkunst eines Mètriers, der auch ganz viel Gespür für Kinder und Sinn für Humor bewies. In nur zwei Minuten, erzählte er uns, habe er solch Köstlichkeiten von Hand gefertigt – ein Fest für Augen und Zunge. Wer müde von all den wunderbaren Eindrücken geworden ist, dem empfehle ich einen Abstecher in den Jardin du Parfum, eines Fleckchen Grün unter Bäumen, wo man im zwei-Minuten-Takt mit auromathischem Duftnebel besprüht wird. Im Liegestuhl liegend, den Blick gegen Himmel gerichtet, einen Kaffee in der Hand – so lässt es sich wahrlich rasten. Ein nettes Kindergeschäft gibt es übrigens auch in Grasse – unbedingt Blick reinwerfen!
Von Saint Tropez nach Aix-en-Provence
Ein weiterer Ausflug führte uns nach Saint Tropez und von dort aus weiter nach Aix-en-Provence. Das nimmt von Antibes aus zwar einiges an Fahrtzeit, circa zweieinhalb Stunden, in Anspruch. Ist es aber auf jeden Fall wert. Das Nobelfischerdorf punktet immer wieder mit seinen bewährten Sehenswürdigkeiten: den unglaublich tollen Jachten, den unglaublich teuren Autos und den unglaublich verrückten Menschen. Worth a visit – setzten Sie sich am besten ins Café …… direkt am Jachthafen. Dort zieht alles an ihnen vorbei – ähnlich wie in der 1st row der Paris Fashion Week. Dort gleich ums Eck befindet sich der Fischmarkt. Auch hier einen Blick riskieren – einfach nur wow. Ob man Fisch nun mag oder nicht. Rasch durch die engen Gassen flanieren, sich an den chicen Leuten und unzähligen Touris vorbeizwängen. Die Boutiquen sind klein, aber sehr fein: Alles da von Louis Vuitton über Gucci bis Prada. Mein Tipp: Gehen Sie zu Manoush – dieses französische Label ist außergewöhnlich – kreativ, feminin und alles andere als mainstream. Mein Mann hat mir ein süßes Ensemble gekauft – einfach unwiderstehlich, fand auch Mini-me. Sie hat übrigens einen Bikini von Petite Sable bekommen, einem Label aus St. Tropez – Bademode für Nachwuchs-Fashionistas mit passendem Pareo und Accessoires. Besser geht nicht. Kiwi ist auch so ein Name, den man sich merken sollte – einheimisch, super stylische Strandtücher und Bademode, auch lässige Leinenhemden in Türkis oder Taupè – ach, wie schön ist der Sommer doch!
Stolz, zumindest ein paar kleine Einkauftütchen mit sich zu führen verabschiedet man sich wieder Richtung Parkplatz und weiter geht’s nach Ramatuelle an den Strand. Dort hat man entweder an einem der zahlreichen Beach-Clubs reserviert oder man liegt am großzügigen öffentlichen Strandabschnitt und bezahlt ein paar Euro für einen überdachten Parkplatz. Das Meer ist hier etwas rauer als in Antibes aber unglaublich schön. Kleiner Strandbars bieten Kleinigkeiten zum Essen und Trinken – alles chic, nichts schäbig. So lässt es sich urlauben. Unsere Little Mermaid hatte hier zwar Respekt vor den Wellen, baute dafür umso eifriger Sandburg und wollte von Papa eingegraben werden. Den verbleibenden Sand führt man bis nach Hause mit sich, wenn auch nur im Rahmen der Sonnenbrille. Er ist einfach überall. Naja, was soll’s. Ich machte mir keinen Kopf, denn jetzt kam der Vorteil unseres petite appartements ins Spiel: Es gab eine Waschmaschine, ein Bügeleisen – wie zuhause. Ich liebe das. Falls sie bei Marianne, so hieß unsere Vermieterin – eine Australierin in den 60igern ohne jeglichen Anflug von Charme, keinen Unterschlupf finden, dann hätte ich da was für Sie: „La Clé de la Porte“ ein Bed & Breakfast an einem der wohl schönsten Plätze Antibes, einfach nur romantisch. Dort bleiben alle Touris zum Knipsen stehen. Ein Boot vermietet die Familie Eriksson übrigens auch.
Villa Foscarini Cornaro
Wenn der Urlaub dann trotz heftigster Gegenwehr zu Ende geht und die Heimat ruft, dann sollte man noch einen Zwischenstopp in Gorgo Al Monticano (Treviso) in der Villa Foscarini Cornaro einplanen. Ein Hideaway aus der Mitte des 16. Jahrhunderts in the middle of nowhere – ein so unglaublich geschmackvolles, romantisches, besonderes Anwesen, dass den höchsten Venezianischen Adelskreisen als Unterkunft diente. Heute: Hotel, Eventlocation, Pizzeria, Gourmetrestaurant, Outdoorpool, riesige Parkanlagen. Bereits zum zweiten Mal waren wir hier zu Gast, diesmal residierten wir in einer Suite im obersten Stockwerk – die Zeit scheint stillzustehen, alle Zeichen stehen auf Genuss. Perfekt und leistbar.
Dann geht’s auf der Autostrada Richtung Österreich. Kurz vor der Grenze nochmals abfahren – in Gemona del Friuli. Dort schlägt der Einrichtungs- und Modetempel Cumini (www.cumini.com) einfach alles. Leider sprengt er auch die Grenzen der Kreditkarte, die zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon glühte. Und noch was: Haben Sie immer genügend Kleingeld für die unzähligen Autobahnmautstellen bereit – biglietti, arrivederci, Sie werden es nicht mehr hören können – und es kostet. Auf dieser Strecke, alles zusammen, bestimmt an die 200 Euro. Da wäre dann noch der Treibstoff. Tanken Sie auf jeden Fall noch in Österreich bzw. erst wieder in Frankreich. In Italien sind die Preise einfach am höchsten. Noch was: Pamanova Outlet Village nahe Udine können Sie sich sparen. Es ist nicht besonders attraktiv. Udine dafür mit seiner Piazza schon – zwischen Mittag und ca. 16 Uhr ist hier aber Siesta, da haben die Geschäfte zu – chiuso.